Coleridge

Coleridge
Coleridge
 
['kəʊlrɪdʒ],
 
 1) Samuel Taylor, englischer Dichter, Literaturkritiker und Philosoph, * Ottery Saint Mary (bei Exeter) 21. 10. 1772, ✝ London 25. 7. 1834, Vater von 2); studierte Griechisch, Medizin und Philosophie in Cambridge, wo er sich wegen seiner Sympathie für die Französische Revolution unbeliebt machte. Zusammen mit dem Dichter R. Southey plante er die Gründung einer Kommune in Neuengland (Pantisokratie) nach radikaldemokratischen Prinzipien. Dann brachte die Freundschaft mit W. Wordsworth wechselseitige Anregungen. 1798/99 reiste Coleridge nach Deutschland; 1804 wurde er Sekretär des Gouverneurs von Malta und fuhr von dort 1806 nach Italien; seit 1808 lebte er überwiegend in London.
 
Coleridges oft bruchstückhafte - Dichtungen handeln vom Übernatürlichen, das er mit suggestivem Realismus und klangreicher, bildhafter Wortkunst zur sinnlichen Anschauung bringt. Am bekanntesten ist das balladenhafte Gedicht »The ancient mariner« (1798; deutsch »Der alte Matrose«), die Schilderung einer albtraumhaften Seefahrt mit starken metaphysischen Bezügen; es eröffnete die zusammen mit Wordsworth 1798 herausgegebenen »Lyrical ballads«, in deren zweiter Auflage von 1800 im Vorwort programmatisch dargelegt wurde, was die beiden großen Romantiker unter der neuen Dichtkunst verstanden. Daneben veröffentlichte Coleridge die viel diskutierten Visionen in »Kubla Khan« (entstanden 1798, Erstausgabe 1816) und die unvollendete Märchenballade »Christabel« (entstanden 1797 und 1800, Erstausgabe 1816). 1802 schrieb er die große Ode »Dejection«.
 
Seit 1808 hielt Coleridge in London Vorlesungen über Shakespeare (herausgegeben 1850) und schrieb literarkritische und religionsphilosophische Werke. In seiner Literaturkritik ist er der deutschen Philosophie (I. Kant, J. G. Fichte, F. von Schlegel, F. W. J. von Schelling) verpflichtet, auch Schiller, dessen »Wallenstein« er ins Englische übertrug. Der »Essay on taste« (1814) hebt den Begriff des Schönen im Sinne Kants vom Angenehmen und Nützlichen ab. Die »Biographia literaria« (1817; deutsch in Auszügen unter dem Titel »Englischer Besuch in Hamburg im Jahre 1798«) vertieft die kantsche Unterscheidung von produktiver und reproduktiver Imagination als »imagination« (schöpferische Bildungskraft; in Analogie zum Schöpfungsakt Gottes aufgefasst, kennzeichnet sie die Tätigkeit des Dichters) und »fancy« (Einbildungskraft, bloße Sammlung und Assoziation von Inhalten). Nicht nur als Dichter und Literaturkritiker, sondern auch theologisch war Coleridge von starkem Einfluss, besonders durch die Vermittlung der modernen Bibelkritik und eines freien Kirchenbegriffs. In seiner Sozialphilosophie betonte er die Bedeutung kultureller Werte und Entwicklung (»On the constitution of Church and State, according to the idea of each«, 1830). - Mit Wordsworth und Southey gehörte Coleridge zur Lake School.
 
Ausgaben: Complete works, herausgegeben von E. H. Coleridge, 2 Bände (1912); The complete poems, herausgegeben von M. Bishop (1954); Collected letters, herausgegeben von E. L. Griggs, 6 Bände (1956-71); The notebooks, herausgegeben von K. Coburn, 3 Bände in 6 Teilen (1957-73); Shakespearean criticism, herausgegeben von T. M. Raysor, 2 Bände (21961/62, Nachdruck 1967); Collected works, herausgegeben von K. Coburn u. a., auf 20 Bände berechnet (1969 folgende).
 
 
J. L. Lowes: The road to Xanadu. A study in the ways of imagination (London 21951, Neuausg. New York 1959);
 G. Watson: C. The poet (London 1966);
 W. J. Bate: C. (ebd. 1969);
 G. H. Lenz: Die Dichtungstheorie S. T. C.s (1971);
 R. Holmes: C. (Oxford 1982);
 J. S. Hill: C. companion (London 1984);
 D. Jasper: C. as poet and religious thinker (Allison Park, Pa., 1985);
 S. Bygrave: C. and the self (New York 1986);
 R. Holmes: C. Early visions (London 1989);
 G. Davidson: C.'s career (London u. a. 1990).
 
 2) Sara, englische Schriftstellerin, * Greta Hall bei Keswick (County Cumbria) 22. 12. 1802, ✝ London 3. 5. 1852, Tochter von 1); angeleitet von R. Southey, begann sie schon früh mit Übersetzungen. 1829 heiratete sie ihren Vetter Henry Nelson Coleridge. Sie schrieb Kinderverse (»Pretty lessons in verse for good children«, 1834) und ein Märchen (»Phantasmion«, 1837). Nach dem Tod ihres Mannes (1843) vollendete sie sein Werk, die Sichtung und Herausgabe des literarischen Nachlasses ihres Vaters. Ihre »Memoir and letters« (2 Bände, herausgegeben 1873) geben Einblick in Leben und Werk bedeutender zeitgenössischer Literaten.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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